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Aktuelle Studien belegen eine Wirksamkeit bei:
Schlaganfall
Fibromyalgie-Syndrom (FMS)


Sportverletzungen

Hyperbare Oxygenation (HBO) in der Sportmedizin

Prellungen, Zerrungen, Brüche und Bänderüberdehnungen bis hin zum kompletten Riss sind die häufigsten und zugleich schwersten Formen. Doch was tun? Jeder aktive Sportler kennt die Pech-Regel: Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Für die meisten Sportler beginnt dann die Rehabilitationsphase. Diese kann je nach Verletzung bis zu einem Jahr (z.B. Achillessehnenruptur) dauern. Im Profisport kann dies schlimmstenfalls das Karriereende bedeuten und ist für den entsprechenden Sportverein häufig mit hohen Kosten verbunden.

Die HBO-Therapie setzt sich in diesem Bereich immer mehr durch. Primär gibt es hierbei keine Unterscheidung zwischen Muskelüberdehnungen, Faser- bzw. Bänderrissen oder Frakturen, da allen Verletzungen eine ähnliche Pathophysiologie zu Grunde liegt. Das Trauma führt zu einem Gewebeschaden, zur Ruptur von Blutgefäßen und Schädigung von Bindegewebe. Infolge dessen werden Entzündungsmediatoren freigesetzt und führen im Rahmen von Reparaturprozessen zur Vasodilatation sowie zur Einwanderung von Makrophagen unter gleichzeitiger Ödembildung in das verletze Gewebe. Dies weist zu diesem Zeitpunkt durch die Lokalisierung diverser kollagen- und fibrinbildenden Zellen einen potenziell höheren Sauerstoffbedarf auf, kann diesen aber durch die reduzierte Blutversorgung nicht adäquat decken. Es entsteht eine Hypoxie. Zusätzlich erschöpft der erhöhte Sauerstoffbedarf der Makrophagen die lokalen Reserven schnell, während die Ödembildung die ohnehin schlechte Mikrozikulation noch weiter behindert und die Hypoxie somit weiter verstärkt. Hier setzt die HBO an.

Während der Patient in einer Druckkammer erhöhtem Umgebungsdruck ausgesetzt wird, erhält er über ein Maskensystem 100%igen Sauerstoff zum Atmen. Die hyperbare Oxigenierung führt zu Ödemreduktion und gleichzeitig zur Erhöhung der physikalischen Lösung des Sauerstoffs im Blutplasma. Hierdurch kann eine bis zu 25-fach größere Sauerstoffversorgung im Gewebe erzielt und ein um das 4-Fach größerer Versorgungsradius um das Blutgefäß erreicht werden. Die Hypoxie im verletzten Gewebe kann somit durch umliegende intakte Gefäße kompensiert werden. Im weiteren Verlauf werden zusätzlich Fibrin- und Kollagenbildung stimuliert und es kommt zu vermehrter Gefäß- sowie Zellneubildung. Die hyperbare Oxigenierung führt des Weiteren zu Vasokonstriktion und reduziert die Ödembildung. Das verletzte Gewebe wird so optimal versorgt, schwillt schneller ab und kann sich somit schneller regenerieren. Gerade bei komplexen Frakturen mit langen OP-Zeiten ist, unabhängig davon, ob offen oder geschlossen, eine schnelle HBO-Therapie sinnvoll, um größere Gewebeschäden durch das drohende Compartmentsyndrom zu vermeiden.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Schon 1994 stellten die Dres. Michael Ameling und Frank Böhm in einer Studie an 13 verletzten schottischen Profifußballern fest, dass die durch die Team-Physiotherapeuten erwartete Ausfallzeit um 60% unterschritten werden konnte. Die Sportler wurden nach erfolgter Physiotherapie drei Tage in Folge unter Sauerstoffatmung für 90 Minuten und anschließend fünf Tage für 60 Minuten einem Überdruck von 1 bar ausgesetzt. Sie hoben auch die in ihren Einzelfällen beobachteten unerwartet schnellen Genesungen nach Kreuzbandoperationen bzw. Frakturen hervor. Die Grundlagenforschung zur HBO und die vielen Beobachtungen decken sich hier in Aussage und Qualität des Erfolges, jedoch lässt sich dieser aufgrund der fehlenden Studienlage nur schwer auf die HBO-Therapie an sich zurückführen. Heutige Behandlungsschemata werden durch die Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin, kurz GTUEM, nach aktueller Datenlage und wissenschaftlichen Erkenntnissen festgelegt. So sieht das Standardschema 60/90 Minuten isobare Sauerstoffatmung bei 1,4-1,5 bar Überdruck vor. In der Regel sind ca. 15–20 Therapien notwendig, wobei der Beginn der Wirkung erst nach einigen (meist nach der 5.–8. Therapie) zu beobachten ist. Je nach Schwere der Verletzung kann aber auch eine Verlängerung nötig sein. Prinzipiell ist jeder Sportler für eine HBO-Therapie geeignet. Vor Therapiestart erfolgt eine Druckkammertauglichkeitsuntersuchung, die Spirometrie, Ruhe-EKG und Otoskopie umfasst. Anhand der Verletzung wird dann ein Therapiezeitraum festgelegt. Für einen optimalen Verlauf und um die Behandlungszeit so kurz wie möglich zu halten, sollte einmal täglich an sechs Tagen in der Woche therapiert werden.


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